Erlebnisvortrag: Liebe, Sex und Respekt – sexuelle Freiheit zwischen Liebe und Kommerz
In der Geschichte der Menschheit gab es wohl keine Generation Jugendlicher, die ihre Sexualität so frei leben konnte wie die Generation Z – zumindest in den westlichen Demokratien.
Dank sicherer Verhütungsmittel und fortschreitender Gleichberechtigung können Frauen heute selbstbestimmt über ihre Sexualität entscheiden. Homosexualität, die vor 50 Jahren in der Schweiz noch verpönt und unterdrückt wurde, ist bei großen Teilen der Bevölkerung kein Tabu mehr. Diese Akzeptanz erweitert sich zunehmend auch auf Menschen jenseits des traditionellen Mann-Frau-Genderspektrums.
Sexualität und Liebe werden in großer Vielfalt gelebt, und auch offene Beziehungsformen wie Freundschaft-Plus und Polyamorie sind fester Bestandteil der schweizerischen Beziehungslandschaft geworden.
Doch wie jede Freiheitsbewegung hat auch die sexuelle Freiheit ihre Schattenseiten.
Sexualität wird zunehmend zum Kommerzartikel: „Sex sells“, die Porno-Industrie und Prostitution florieren, und sexuelle Gewalt ist keineswegs verschwunden – wie die #MeToo-Bewegung eindrucksvoll gezeigt hat. Sexualität und Liebe gehören zu den schönsten Ausdrucksformen zwischenmenschlicher Intimität, doch sie können auch zu den tiefsten Verletzungen führen.
Es wird deutlich, dass die Trennung zwischen Sexualität und Liebe nicht so einfach ist, wie viele es sich vorgestellt haben. Der Philosoph Slavoj Žižek bringt es treffend auf den Punkt: „Sex ohne Liebe ist wie Masturbation zu zweit.“ Doch wie kann es gelingen, einem anderen Menschen auf eine Weise zu begegnen, die diesen nicht zum Objekt macht?
Wie schaffen wir es, eine Sexualität zu leben, die auf gegenseitigem Respekt basiert, ohne die eigene Würde oder die Würde des anderen zu verletzen?
Gerald Hüther, Gehirnforscher und Publizist, stellt fest: „Ein Mann, der sich seiner Würde bewusst ist, geht nicht in die Prostitution.“ Doch wenn das zutrifft, was bedeutet es für unsere Gesellschaft, dass zehntausende Schweizer Männer regelmäßig Sex kaufen und tausende Frauen ihn gegen Geld anbieten? Oder dass viele Männer ihre Lust lieber durch Pornografie befriedigen, anstatt sich ihren Partnerinnen zuzuwenden?
In diesem Vortrag befassen wir uns mit diesen Spannungsfeldern. Wir diskutieren Themen wie Macht, die Auswirkungen von Alkohol und Drogen auf die Sexualität, und wie „Consent“ (bewusste Zustimmung) funktioniert. Wo lernen Menschen, Nein zu sagen – und noch wichtiger, wo lernen sie, Ja zu sagen, zu dem, was sie sich wirklich wünschen?
An diesem Abend forschen wir gemeinsam: Wie kann ein respekt- und lustvoller Umgang zwischen Menschen gelingen? Wie können Menschen ihre eigene, selbstbestimmte Sexualität entdecken?